Let's do Zukunft vor Ort
Heimische Futtermittel, Kreislaufwirtschaft und der Einsatz erneuerbarer Energien – Luisa und ihre Familie arbeiten kontinuierlich an einer klimaschonenderen Milchproduktion. Dabei helfen ihnen Daten und das Know-how von Nachhaltigkeits-Expert:innen, die sie im Rahmen des sogenannten Klimacheck-Programms unterstützen.
Eine klimafreundlichere Landwirtschaft und traditioneller Milchviehhof passen nicht zueinander? Luisa und ihr Vater beweisen das Gegenteil. Ihren Hof in der Eifel betreiben sie bereits in dritter Generation. Dort setzen sie Strategien und Methoden um, die das Klima, die Umwelt und Artenvielfalt im Fokus haben. Dafür nehmen sie am sogenannten ‘Klimacheck-Programm’ ihrer Molkereigenossenschaft teil. “Einmal im Jahr bestimmen wir unseren CO2-Fußabdruck. Unser Ziel ist es, bis 2030 rund 30 Prozent an Emissionen pro Kilogramm Milch einzusparen”, erklärt Luisa das Vorhaben. Bis 2050 wollen sie sowie die anderen teilnehmenden Betriebe gemeinsam mit ihrer Molkerei entlang der gesamten Wertschöpfungskette sogar Netto-Null-Emissionen erreichen.
Im Sommer 2023 wurde der Stall umgebaut. Ein neuer Melkroboter wurde installiert und ergänzt den alten Melkstand.
Und so funktioniert’s: In einem ersten Schritt werden Daten im großen Stil erfasst und ausgewertet – von der Anzahl der Tiere, über die Futterzusammensetzung bis zum Ackerbau. Auch der Einsatz von Düngemitteln, der Umgang mit Gülle sowie die Nutzung von Strom, Kraftstoff und erneuerbaren Energien wird im Check berücksichtigt. Die Daten werden anschließend von externen Nachhaltigkeitsberater:innen bewertet. “Wir kriegen ein Feedback, was wir noch verbessern können und was bereits sehr gut läuft,” so Luisa. Gemeinsam mit den Expert:innen erstellen sie dann auf Grundlage der individuellen Daten einen Aktionsplan mit Maßnahmen zur weiteren Emissionsreduzierung. Dabei geht es vor allem darum, dass diese praxistauglich und auch möglichst schnell umsetzbar sind.
Einmal im Jahr bestimmen wir unseren CO2-Fußabdruck. Unser Ziel ist es, bis 2030 rund 30 Prozent an Emissionen pro Kilogramm Milch einzusparen.
Ein wesentlicher Baustein des Klimachecks ihrer Molkerei und Richtschnur für Luisa und viele andere Landwirt:innen sind die sogenannten ‘Big 5’. “Die Big 5 sind die fünf Stellschrauben, die für uns Landwirt:innen den größten Hebel im Bereich Nachhaltigkeit und Klima ausmachen”, erklärt sie. Dazu gehören zum Beispiel die Futtereffizienz und der Flächenaufwand. In der Praxis bedeutet das unter anderem: “Wir bauen unser Futter selbst auf unseren Flächen an und achten darauf, dass wir unser Futter bestmöglich einsetzen", so Luisa. Wie auch auf den anderen beiden Höfen von Let’s do Zukunft zeichnet sich ihre tägliche Arbeit also durch einen schonenden Umgang mit Ressourcen und Umwelt aus. Ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf ist das Ziel.
Die Big 5 wurden anhand der Daten von mehreren tausend Milchviehbetrieben identifiziert, die am Klimacheck teilnehmen. Sie sollen dazu beitragen, durch praxisnahe Verbesserungen den CO2-Fußabdruck bei der Milchproduktion effizient und nachhaltig zu senken. Dazu gehört auch immer, das Wohlergehen des Tieres selbst in den Blick zu nehmen. Kühe, die gesund und lange leben, beeinflussen auch den CO2-Fußabdruck in positiver Weise. Sie geben mehr Milch und das über einen längeren Zeitraum.
Ein präziser Düngemitteleinsatz sowie eine hohe Eiweißeffizienz bei der Fütterung komplettieren schließlich die Big 5. Beim letzten Punkt geht es darum, den richtigen Eiweißgehalt im Futter sicherzustellen. Auch die Qualität des betriebseigenen Grundfutters spielt eine Rolle, da so Zukäufe vermieden werden können.
Das Klimacheck-Programm hilft Luisa und ihrer Familie dabei, ihren Betrieb noch besser zu verstehen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Das Gute: Sie können jederzeit auf ihre Daten zugreifen, die Entwicklungen auf ihrem Hof im Jahresvergleich verfolgen und sie mit anderen Betrieben vergleichen. Die Erkenntnisse, die sich aus den Daten ableiten, werden innerhalb ihrer Molkereigenossenschaft, aber auch mit der Politik, Forschungspartnern und Interessenvertretern der Branche geteilt. Ziel ist es, ein gemeinsames Verständnis zu erhalten, was sich für eine klimaschonendere Milchproduktion gemeinsam noch verbessern lässt.
Luisas Hof befindet sich inmitten eines Wasserschutzgebiets – der schonende Umgang mit Natur und Umwelt ist für sie also selbstverständlich.
Doch ein Check ist der engagierten Landwirtin und Agrarwissenschaftlerin nicht genug. Daher nimmt sie auch am Biodiversitäts- und Bodengesundheitscheck ihrer Molkerei teil. Das Ziel? Die Artenvielfalt erhalten und schützen. Im Wesentlichen geht es auch hier darum, Kennzahlen zu ermitteln und Maßnahmen anzustoßen, die zum Erhalt und Schutz der lokalen Artenvielfalt beitragen. Sträucher, Bäume, Steinhaufen und Wasserläufe – alles, was sich in der Landschaft auf den eigenen Flächen findet, wird genau unter die Lupe genommen.
Essenziell für ein lebendiges Ökosystem ist ein gesunder Boden mit einem möglichst hohen Humusanteil. Hier geht es los: Denn auf ihm wachsen gesunde Gräser und Pflanzen. Und von ihnen leben gesunde Tiere. “Im Rahmen des Biodiversitätschecks führen wir Proben durch und ermitteln so, wie viele Nährstoffe und wie viel Kohlenstoff sich in der Erde befinden”, erzählt Luisa. Die Struktur des Bodens bestimmt darüber, wie viel Wasser, CO2 und Nährstoffe der Boden speichern kann.
Ein gesunder Boden ist das A und O für einen lebendige Natur. Doch auch was sich darüber abspielt, ist für die Artenvielfalt von Belang. Pflanzen, Bäume und Sträucher sind unverzichtbare Lebensräume für viele verschiedene Tiere. Auf Luisas Grünflächen finden sich eine Reihe sogenannter ‘Kennarten’ wie Schafgarbe, Glockenblumen und Schmetterlingsblütler. Hinzu kommen Blühstreifen mit Sonnenblumen.
Was der Familienbetrieb von Luisa und ihrem Vater eindrucksvoll zeigt: Landwirtschaft mit einem Fokus auf mehr Klimafreundlichkeit findet auch auf traditionellen Milchviehhöfen statt! Damit stehen sie beispielhaft für viele Betriebe in Deutschland, die sich täglich für eine klimaschonendere Milchproduktion ins Zeug legen.
Luisas Hof