Stories vom Kuhsommer 2023
Gestatten, Kuh Ester! Sie ist fünf Jahre alt und lebt gemeinsam mit ihrer Mutter Estefania auf Florians Hof in Ostwestfalen. Was sie dort so treibt und wie sie sich innerhalb ihrer Herde zurecht findet, erfahrt ihr hier.
Zusammen mit 140 weiteren Kühen lebt Ester auf dem Hof von Florian, den er gemeinsam mit seinem Vater führt. Den Hof gibt es schon seit über 250 Jahren – das entspricht neun Generationen von Landwirt:innen!
Auf Florians Hof haben die Kühe die Wahl: Lieber Stall oder lieber Weide? Das Credo des Landwirts lautet: “Die beste Kuh ist die, die kaum auffällt.” Ester ist so eine Kuh. Sie ist selbstständig und erkundet ihre Umgebung am liebsten auf eigene Faust. Wie das genau aussieht, erfahrt ihr in den Stories rund um Esters Sommer.
Florians Herde - und Ester in pink!
Was aussieht wie die Skyline von New York oder der Aktienkurs der Börse, ist in Wirklichkeit der Aktivitäts-Index von Ester im Wochenverlauf. Doch so umtriebig wie im Big Apple oder an der Wall Street geht es auch auf Florians Hof zu. Ester ist die ideale Repräsentantin für ihre Herde, denn der Verlauf ihres Aktivitäts-Index ist dem der Herde sehr ähnlich. Werfen wir zum Beispiel einen Blick auf die letzte September-Woche, fällt auf: Ist die Herde aktiv, kommt auch Ester in Fahrt. Ist der Index der Herde auf einem niedrigen Niveau, lässt es auch Ester ruhiger angehen. Doch wie sieht der typische Tag einer Kuh eigentlich aus? Scotty, zoom me in!
Die Grafik zeigt eines ganz deutlich: So ein Kuh-Leben ist kurvenreich. Oder? Um ehrlich zu sein: Für uns Menschen birgt der Tag einer Kuh von außen betrachtet nur wenige Höhepunkte, doch die Vierbeiner lieben ihren geregelten Tagesablauf. Die üblichen Stationen sind schlafen, melken, futtern, verdauen, wiederkäuen und entspannen. Hin und wieder spielen die Kühe, erforschen ihre Umgebung oder behaupten sich in kleinen Rangeleien. Um sie herum verrichten derweil Florian und seine Mitarbeiter ihr Tagwerk. Dazu gehören etwa den Futtertisch decken, das Futter ranschieben, Laufgänge sauber machen oder den Stall mit Stroh einstreuen. In Bezug auf unsere Kuh im Scheinwerferlicht weiß Florian zu berichten: “Ester ist eine ganz, ganz Regelmäßige”. Und doch gibt es sie, die feinen Unterschiede zwischen den Kühen. Auch Ester ist ein echtes Unikat – wir zeigen euch wieso!
Schauen wir uns die Grafik einmal genauer an fällt auf, dass Ester eine richtige Gewohnheitskuh ist. Sie hat drei feste Zeiten am Tag, an denen sie den Melkroboter aufsucht – das belegen auch die Daten über einen längeren Zeitraum. Und was macht Ester, nachdem sie dem Melkroboter einen Besuch abgestattet hat? Na klar, raus auf die Weide. Die senkrechten Linien zeigen es an: Rot steht für ihren Abstecher beim Melkroboter, grün zeigt den Moment an, sobald sie das Weidetor passiert. Im Schnitt verbringt Ester rund sieben Stunden auf der Weide und gehört damit zu den Spitzenreiterinnen ihrer Herde. Denn es gibt auch einige Kühe, die den Stall bevorzugen.
Was noch auffällt: Immer nachdem Ester am Melkroboter war, sinkt ihr pH-Wert leicht – aber nur für einen kurzen Moment. Das liegt daran, dass sie dort Kraftfutter erhält. Am Wiederkäu-Index erkennen wir hingegen, wann Ester futtert oder verdaut. Das ist immer dann der Fall, wenn die Kurve nach unten geht. Denn futtern, wiederkäuen und verdauen gleichzeitig bringt selbst Ester nicht zustande.
Apropos Weidetor: Hier zeigt sich, was für eine schlaue Kuh Ester doch ist. Denn bevor sie und ihre Artgenossen auf die Weide können, müssen sie vorab zum Melkroboter. Das Tor reagiert auf einen Sensor im Halsband der Kühe und erkennt, ob sie bereits dort waren. Doch Ester kennt einen besonderen Kniff. Sie schiebt mit ihrer Schnauze das Einwegtor hoch, bis es aufklappt, und schiebt sich dann mit der Schulter voran durch. Clever!
Für Florian zeigen solche Aktionen vor allem eines: Innerhalb der Herde ist Ester keine Mitläuferin. Sie gehört zu den Kühen, die vorangehen. Grundsätzlich gilt: Jede Kuh kennt innerhalb der Herde ihren Platz. Eine Herdengröße von bis zu 150 Kühen ist vergleichbar mit einem Dorf: Man kennt sich, man schätzt sich – zumindest meistens. Auseinandersetzungen kommen natürlich vor. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn eine Kuh neu in die Herde kommt oder nach längerer Zeit zurückkehrt. Doch Konflikte sind gesund für das Herdengefüge. Sie tragen offen zur Schau, wie es um die Rangordnung steht. Deswegen geht Florian auch nicht dazwischen, wenn zwei Kühe ihren Zwist austragen.
Ester gehört zu den Kühen in Florias Herde, die einen großen Teil ihres Tages draußen auf der Weide verbringen. Doch da ist jede Kuh individuell. Einige verbringen ihren Tag auch lieber im Freilaufstall. Allerdings zieht es Ester auch nicht bei jedem Wetter auf die Weide. Das entspricht übrigens auch nicht dem natürlichen Verhalten von Kühen. Die bevorzugen schließlich kühle bis milde Temperaturen zwischen -7 und 17 Grad. Auch Regenschauer finden sie nur für den Moment gut, bevor sie ins Trockene eilen. Das mag nicht den typischen Verbraucher:innen-Erwartungen entsprechen, doch verschiedene Studien belegen das. Auch Florian beobachtet Tag für Tag, dass sich seine Kühe bei wärmeren Temperaturen lieber im Stall aufhalten.
Florian legt viel Wert darauf, dass seine Kühe auf einer gut gepflegten Mist-Matte gebettet sind. Mindestens einmal in der Woche wechselt er das Stroh. In bestimmten Phasen, wenn die Luftfeuchtigkeit etwa draußen recht hoch ist, wechselt er es sogar alle drei Tage. Alle zwei Wochen ist außerdem großes Saubermachen angesagt. Dann kommen nämlich die Mitarbeitenden von der örtlichen Biogasanlage und holen den Mist ab, der später in grünen Strom umgewandelt wird. Die Kühe sind daran bereits gewöhnt. Einige von ihnen verfolgen das Treiben als Zaungäste, andere zeigen sich wiederum komplett desinteressiert. Das erste Einstreuen nach dem Leermisten ist da schon spannender. „Viele unserer Kühe rennen beim Einstreuen hin und her und durch das umherfliegende Stroh. Das scheint auf jeden Fall Spaß zu machen“, erzählt uns Florian und ergänzt: „Einige bleiben aber auch einfach liegen und lassen sich schön dick zudecken.“ Auch nicht schlecht!
Und wie geht es den Kühen auf den anderen Höfen, die für Let's do Zukunft ihre Hof- und Stalltüren öffnen? Franzis Stories aus dem Kuhsommer 2023 könnt ihr bereits hier nachlesen. Mehr zu Cookie, der Kuh von Luisa, erfahrt ihr in den kommenden Wochen.