Gewusst, dass ... ?
Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft werden oft in einem Atemzug genannt. Denn Ziel
einer Kreislaufwirtschaft ist es, natürliche Ressourcen zu schonen und den Verlust von
Nährstoffen zu vermeiden. Was zur Kreislaufwirtschaft dazugehört, welche Mechanismen dahinterstecken und warum die Kuh dabei so wichtig ist, lest Ihr hier.
Zu den Kernzielen einer nachhaltigen Landwirtschaft gehört es, Ressourcen sinnvoll zu nutzen und den Verlust von Nährstoffen zu vermeiden. Für diese Art zu wirtschaften gibt es einen Begriff, der seit ein paar Jahren in aller Munde ist: Kreislaufwirtschaft. Landwirt:innen arbeiten seit jeher mit natürlichen Kreisläufen und versuchen diese zu verbessern. Kühe nehmen eine zentrale Rolle in diesem nachhaltigen, ressourcenschonenden System ein. Gemeinsam mit dem Grünland bilden sie eine ökologische Einheit, die so schon seit Tausenden von Jahren existiert. Als Grünland oder Grasland bezeichnet man - im Unterschied zu den Getreidefeldern - Flächen wie Wiesen und Weiden. In einer nachhaltigen. Landwirtschaft werden sie für die Gewinnung von regionalem Viehfutter genutzt.
Kühe und Gras bilden eine ökologische Einheit
Rund 30 Prozent der Nutzfläche in Deutschlands Landwirtschaft sind Dauergrünland. Was das kann? Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre binden und viel CO2 über und unter der Erde speichern – mehr als Ackerland und sogar mehr als Wälder. Zudem sind Grünflächen besonders gut darin, Wasser zu speichern. Für den Ackerbau eignen sich diese Flächen nicht. Sie sind oft zu steinig, steil, nass oder trocken. Das dort wachsende Gras ist dagegen eine wichtige Futtergrundlage für Kühe, die darüber Nährstoffe zu sich nehmen.
Doch auch das Grünland profitiert: Die Tritte der Kühe tragen zur Gesundheit des Bodens bei. Er ist widerstandsfähiger und damit besser geschützt vor Wind, starken Regenfällen oder Schneeschmelzen. Besonders problematisch wäre dabei der Verlust der oberen Humusschicht. Sie enthält viele Nährstoffe und bietet Insekten und kleinen Tieren Unterschlupf.
Außerdem tragen Kühe zum Wachstum von Blumen und Kräutern bei, die dann Tierarten wie Bienen, Schmetterlinge und Vögel anziehen. Auch der Boden wird durch das Weiden gelockert, hat mehr Luft und fördert das Wachstum von Mikroorganismen. Kuhdung bringt darüber hinaus wichtige Nährstoffe in den Boden. Kühe erhalten so wichtige Lebensräume und unterstützen die Artenvielfalt. Wenn das nicht nachhaltig ist!
Jedes Pflanzenteil zählt
Milchkühe fressen auch Pflanzenreste, die in Landwirtschaft oder der Lebensmittelherstellung anfallen. Von einer Haferpflanze ist zum Beispiel maximal ein Drittel für uns direkt nutz- oder essbar. Auch bei der verarbeitenden Lebensmittelproduktion fallen Reste an. Sie können von Kühen verdaut, aber nicht von uns Menschen verwertet werden. Dazu gehören zum Beispiel sogenannte Koppelprodukte wie Treber oder Trester (Pressrückstände) aus der Speiseöl- oder Saftherstellung.
“Nehmen wir zum Beispiel die Bierproduktion. Bei den Brauereien fallen große Mengen an sogenanntem Bier-Treber an. Das ist ein alkoholfreier Braugerste-Rückstand. Diese Reste können nur begrenzt verwertet werden. Für die Kühe sind das dagegen wahre Delikatessen mit einem hochwertigen Eiweißanteil”, erläutert Julius Iseringhausen. Er ist Einkäufer bei einem Unternehmen, das sich auf den Handel mit solchen Nebenprodukten spezialisiert hat. Ein weiterer Vorteil: “Diese Koppelprodukte werden möglichst nah im Umkreis der produzierenden Brauereien an die Höfe geliefert. Der natürliche Nährstoffkreislauf wird also auch hier geschlossen – und das mit möglichst wenigen Emissionen.”
Die nicht verwertbaren Nährstoffe gelangen also zurück in den Ernährungskreislauf. Milchkühe treten somit nicht in Nahrungskonkurrenz zu uns Menschen. Sie veredeln die Pflanzenreste zu weiteren hochwertigen Lebensmitteln. Als Rechenbeispiel: 1 Kilogramm pflanzliches Lebensmittel erzeugt mindestens 4 Kilogramm für uns Menschen nicht essbare Biomasse.(1) Füttern wir Kühe damit, entstehen mindestens 50 Prozent mehr Lebensmittel aus derselben Fläche – ohne Nahrungskonkurrenz.
Der Nährstoffkreislauf schließt sich
Die Verfütterung von nicht verwertbarer Biomasse an unsere Kühe hat außerdem noch einen weiteren Vorteil. Denn aus den Nährstoffen kann wiederum ein effizienter Wirtschaftsdünger gewonnen werden, der das Pflanzenwachstum anregt. So schließt sich ein Nährstoffkreislauf, der nachhaltig wie auch ressourcenschonend ist. Umwelt, Mensch und Tier wirken darin gemeinsam und profitieren von ihm.
Kühe, Futterpflanzen und Böden ergänzen sich also gut. Darüber hinaus bilden sie ein natürliches Kreislaufsystem, in dem Methan bzw. CO2 zirkulieren, ohne sich anzureichern. Milchkühe fressen Gras und verdauen es. Dabei entsteht Methan-Gas, das in der Atmosphäre zu CO2 umgewandelt wird. Das Grünland nimmt das Kohlendioxid für die Photosynthese auf, Gras und andere Pflanzen wachsen und liefern Energie – sprich: Futter – für die Milchkühe. Es entsteht auch hier ein geschlossener Kreislauf.
Landwirtschaft, Molkereien und die verarbeitende Industrie eint ein gemeinsames Ziel: Sie arbeiten weiter daran, natürlichen Kreisläufe im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft zu schützen und zu optimieren. Denn eine gut funktionierende Kreislaufwirtschaft steht im Zentrum aller Bestrebungen der Landwirt:innen, um noch ressourcenschonender mit ihrer Umwelt umzugehen.
1) Verteilung der insgesamt geernteten Biomasse (120 Mio. T TM/Jahr) (%), Annahme: die gesamte Ernte geht in die vegane Nahrung. W. Windisch: Milchproduktion im alpinen Raum: noch zeitgemäß? Technische Universität München. Daten aus Vorndran et al. (2023)