Schon gewusst?
Wir gehen durch die Welt und hinterlassen unsere Spuren. Eine davon ist der CO-Fußabdruck. Er zeigt, wie wir Menschen Umwelt und Klima beeinflussen. Auch in der Landwirtschaft spielt er eine immer wichtigere Rolle.
Immer mehr Menschen achten beim Einkauf von Lebensmitteln nicht mehr allein auf Preis und Geschmack. Sie wollen weniger und bewusster konsumieren. Vor diesem Hintergrund gewinnt auch der Wunsch nach Transparenz an Bedeutung. Verbraucher:innen fragen sich: Woher kommt das Produkt, das ich kaufe? Wie viele Verarbeitungsschritte waren nötig? Und welchen Einfluss hat mein Konsum auf die Umwelt?
Die Milchbranche möchte diese Entwicklungen mitgehen und Transparenz schaffen. Ein Schlüssel, um in den Dialog mit Verbraucher:innen zu treten, ist der CO2-Fußabdruck als wichtige Kenngröße. Doch die Umsetzung erweist sich schwieriger als es auf dem Papier vielleicht aussieht. Denn jeder Betrieb wirtschaftet mit unterschiedlichen Bedingungen.
Die Größe des Betriebs ist dabei nicht das Entscheidende. Wichtiger ist das Zusammenspiel von Grünlandflächen, Fütterung der Tiere und die Verarbeitung der Gülle. Das sind nur einige der Kriterien, die für den CO2-Ausstoß in der Landwirtschaft von Bedeutung sind.
Der CO2-Fußabdruck ist eine Messgröße, die die Menge an Kohlendioxid (CO2) angibt. Auch in der Landwirtschaft entstehen Treibhausgase, die in die Atmosphäre entweichen. Sie fallen beim Ackerbau, der Tierhaltung oder auch beim Transport an. Ein häufig genanntes Beispiel ist Methan, das Kühe beim Verdauen ausstoßen.
Allerdings handelt es sich hierbei um biogenes Methan, das in einem natürlichen Kreislauf eingebunden ist. Methan wird in der Atmosphäre nach rund zwölf Jahren zu Kohlendioxid und Wasser abgebaut. Das Kohlendioxid wird wiederum in den Futterpflanzen gespeichert und von den Rindern verdaut. Solange der Rinderbestand gleich bleibt, belastet dieser Kreislauf das Klima nicht zusätzlich.
Viel wichtiger ist es daher, jene Emissionen in der Landwirtschaft zu senken, die nicht Teil natürlicher Kreisläufe sind. Sie entstehen rund um die Tierhaltung, beim Ackerbau oder auch beim Transport. Der CO2-Fußabdruck macht für Landwirt:innen transparent, in welchen Bereichen es noch Bedarf für Optimierungen gibt. Er bestätigt sie aber auch darin, wo es bereits gut läuft.
Laut Klimaschutzgesetz der Bundesregierung, ist jeder Wirtschaftssektor verpflichtet, zum Klimaschutz beizutragen. Die Landwirtschaft zeichnet für rund 9 Prozent der klimaschädlichen Emissionen in Deutschland verantwortlich.(1) Sie gehört damit nicht zu den Hauptverursachern, hat aber trotzdem ihren Anteil, den sie sukzessive reduzieren möchte.
Landwirt:innen und Molkereien treiben daher stetig Innovationen voran, um die CO2-Emissionen weiter zu verringern – mit Erfolg! In 2022 hat die Landwirtschaft als einziger Wirtschaftsbereich ihr Klimaziel übererfüllt.(2)
Die Generation Zukunft von den Höfen und Molkereien ist bereits auf dem nachhaltigen Weg unterwegs. Sie setzt auf smarte Kreislaufsysteme und entwickelt diese mit wissenschaftlicher Unterstützung kontinuierlich weiter. Ziel und Antrieb ist ein schonender Umgang mit endlichen Ressourcen und ein ökologischer Fußabdruck, der stetig kleiner wird.
Doch um Veränderungen und Maßnahmen zielgerichtet anzustoßen, brauchen einzelne Betriebe das passende Werkzeug zur Hand. Für diesen Zweck wurden sogenannte CO2-Rechner ins Leben gerufen, die von der Wissenschaft kontinuierlich weiterentwickelt werden. Mit ihrer Hilfe können Landwirt:innen nachvollziehen, wie hoch der CO2-Ausstoß ihres Betriebs ist.
Die Tools ermöglichen es aber auch, Produktionsschritte isoliert in den Blick zu nehmen. So bekommen Landwirt:innen ein präzises Bild darüber, wo genau Grund zur Verbesserung besteht. Genauso werden sie darin bestätigt, wo es bereits gut läuft und werden in ihrem Weg bestärkt.
Dank der Hilfe von CO2-Rechnern können Landwirt:innen ziemlich genau nachvollziehen, wo und wie viele Treibhausgasemissionen auf ihrem Betrieb entstehen. Dabei erfassen sie verschiedene Quellen und Produktionsverfahren. Berücksichtigt wird zum Beispiel der Einsatz von Düngemitteln, der Betrieb von Maschinen und der Stromverbrauch.
Es gibt eine Reihe frei zugänglicher Online-Tools zur Berechnung des CO2-Fußabdrucks eines Hofs, wie z. B. die Klimaplattform Milch. Das ist eine Datenbank, die gemeinsam von den niedersächsischen Molkereien ins Leben gerufen wurde. In dieser werden die Daten des CO2-Bilanzierungstools „Agrar-Klimacheck“ gesammelt und gespeichert. Mit Blick auf die Besonderheiten des Alpinen Raums bietet außerdem der CO2-Rechner der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) Landwirt:innen Orientierung.
Doch in der Tierhaltung und Landwirtschaft wird nicht nur CO2 emittiert, sondern auch Methan und Lachgas. Um einen CO2-Fußabdruck vom gesamten Betrieb zu erhalten, der auch die beiden anderen Treibhausgase in der Landwirtschaft berücksichtigt, nutzt man daher CO2-Äquivalente als Maßeinheit. Dank dieser Maßeinheit ist es möglich, die Klimawirkung der einzelnen Treibhausgase zu vergleichen und miteinander zu verrechnen.
CO2-Bilanzen zu vergleichen ist komplex und in der Praxis gar nicht so einfach umzusetzen. Das hat verschiedene Gründe. So gelten für jeden Hof unterschiedliche Bedingungen, die auch mit dem geografischen Standort zu tun haben.
Zum Beispiel bestimmt die Art des Bodens darüber, wie fruchtbar dieser ist und welche Anbaupflanzen in Frage kommen. Fruchtbare Böden sind reich an Mineralien und wichtigen Nährstoffen, die das Planzenwachstum anregen und mit weniger Dünger auskommen als trockene Böden.
Außerdem darf nicht vergessen werden, dass die Landwirtschaft wie kein anderer Wirtschaftszweig vom Wetter abhängt. Bei gleicher Bewirtschaftung können günstige Witterungsverhältnisse zu besseren Futterqualitäten und -erträgen und auch zu geringeren THG-Fußabdrücken je kg Milch führen. Veränderte Emissionsergebnisse – gerade in kurzen Zeitabständen gemessen – können also sowohl ein Ausdruck erfolgreicher Maßnahmen als auch vorteilhafterer externer Faktoren sein.
Wir sehen also: Jeder Betrieb verdient eine individuelle Betrachtung! Gleichzeitig arbeitet die Wissenschaft gemeinsam mit den Betrieben und Molkereien kontinuierlich daran, CO2-Rechner zu verbessern, um noch präzisere Daten über den CO2-Fußabdruck zu erhalten.
(1) Umweltbundesamt: Beitrag der Landwirtschaft zu den Treibhausgas-Emissionen
(2)Top Agrar: Emissionsbilanz der Landwirtschaft