Ernährung
Politik und Wirtschaft haben im Jahr 2018 gemeinsam eine nationale Reduktions- und Innovationsstrategie vereinbart. Ziel ist es, dass in Fertigprodukten weniger Zucker, Fette und Salz verarbeitet werden. Um die Fortschritte der Lebensmittelindustrie nachzuverfolgen, hat sich die Regierung einen wissenschaftlichen Partner an die Seite geholt: das Max-Rubner-Institut, kurz MRI.
Das MRI hat im Sommer 2023 knapp 7.000 Lebensmittel aus verschiedenen Branchen auf Kalorienzahl und Nährstoffgehalt untersucht. Zum dritten Mal wurde geschaut, wie verarbeitete Lebensmittel verändert werden, um die Reduktionsziele zu erreichen. Fast 1.500 der überprüften Produkte waren Milchmischgetränke, Joghurt- und gesüßte Quarkzubereitungen.
Das Ergebnis für die Milchprodukte zeigt, dass die Branche auf einem sehr guten Weg ist. So gibt es deutlich weniger Energie und Zucker in Joghurts, gesüßten Quarks und trinkbaren Milcherzeugnissen.
Bei Lebensmitteln wird zwischen natürlich enthaltenem Zucker und zugesetztem Zucker unterschieden. Den natürlichen Zucker (Milchzucker oder Fruchtzucker) kann man nur durch technologische Verarbeitung entfernen. Das macht man z. B. bei laktosefreien Produkten. Dann gibt es aber noch bei manchen Lebensmitteln den zugesetzten Zucker. Diesen will man heutzutage so weit wie möglich reduzieren.
Bei Kinderjoghurts sank der Zuckergehalt von 14,9 g auf 12 g pro 100 mg im Schnitt, das ist fast ein Fünftel oder nahezu ein Teelöffel Zucker weniger. Seit 2019 liegt der durchschnittliche Zuckergehalt bei Joghurtzubereitungen um 6,0 Prozent niedriger. Der durchschnittliche Zuckergehalt von trinkbaren Milchmischerzeugnissen ist zwischen 2019 und 2022 um 6,5 Prozent gesunken.
Auch im Vergleich von 2019 zu 2016 gab es in einigen Produktsparten bereits 18 Prozent Zucker-Absenkung (Quelle: Produktmonitoring 2019). Die Zuckergehalte von Quarkzubereitungen mit Kinderoptik sind im Vergleich zur Basiserhebung 2016 um knapp 18 Prozent gesunken.
Das Ziel der Absenkung des Gesamtzuckergehalts um 15 Prozent bis 2025 im Vergleich zu 2016 bei gesüßten Milchprodukten mit Kinderoptik im Schnitt haben die Milchverarbeitenden bereits erreicht. Die Hersteller bleiben weiter an Rezepturen und Neuerungen dran.
Der natürliche Gehalt von Milchzucker in Naturjoghurts beträgt beispielsweise zwischen 3,5 – 5,6 g auf 100 Gramm. Der sogenannten Laktose in der Milch wird eine positive Rolle in unserer Verdauung zugesprochen. Unsere natürliche Darmflora kann sie gut verstoffwechseln und wird so gestärkt. Die Kombination mit Kalzium verbessert die Aufnahme des Mineralstoffs im Darm. Milchzucker ist anders aufgebaut als der klassische Haushaltszucker, wie wir ihn zum Beispiel zum Backen nutzen. Durch die andere Struktur können auch Karies-Bakterien weniger damit anfangen.
Süße ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Geschmacksache. Und Geschmacksgewohnheiten verändern sich. Bisherige Versuche, Desserts oder Fruchtjoghurt ohne oder mit minimaler Süße anzubieten, stießen in der Vergangenheit auf wenig Akzeptanz am Kaufregal. Wer in der Ernährung sicherstellen möchte, keinen zugesetzten Zucker zu sich zu nehmen, kann zu Naturjoghurt, Buttermilch oder Kefir greifen und beispielsweise selber nach Geschmack mit Früchten oder Kräutern ergänzen.
Die pflanzlichen Alternativen unterscheiden sich sehr stark, je nach Hauptzutat (z. B. Hafer, Soja, Reis oder Kokos). Sie können sowohl mehr als auch weniger Zucker als Produkte mit Milch enthalten.
Steht auf einem Ersatzprodukt der Hinweis „ohne Zuckerzusatz“ heißt das nur, dass es keinen von außen zugesetzten Zucker enthält. Denn Hafer & Co. enthalten von Natur aus viel Stärke, die die Milch überhaupt nicht enthält. Stellt man aus diesen Rohstoffen pflanzliche Alternativen für Milch und Milchprodukte her, enthalten diese viel mehr verschiedene Zuckerarten als Milch und Milchprodukte. Manchen Pflanzendrinks wird dann aber zusätzlich auch noch Zucker hinzugesetzt. Ersatzprodukte auf Reis- oder Haferbasis enthalten in der Regel mehr Zucker als die mit Mandel oder Soja.
Beim Blick auf die Nährwertkennzeichnung lohnt es sich neben dem Blick auf den Zuckergehalt auch darauf zu achten, wie viel Energie ein Produkt enthält. So enthalten beispielsweise Produkte auf Kokosnuss-Basis oftmals viel Fett und dementsprechend viele Kalorien.