Produktion

„True Cost“ - die „wahren“ Kosten von Lebensmitteln: Was dahinter steckt

Seit einigen Jahren stellen sich Verbraucher:innen vermehrt die Frage, woher die Dinge ihres täglichen Lebens eigentlich kommen. Konkret: Wer hat sie hergestellt? Wie wurden sie produziert? Und wie haben sie den Weg zu mir gefunden? In dem Zusammenhang drehen sich aktuell auch viele Gespräche um die „wahren Kosten“ von Produkten. Es wird dabei auch über die wahren Kosten von Milch und Milchprodukten gesprochen und wir werfen hier einen Blick auf die Fakten.

Was sind „wahre“ Kosten überhaupt?

Wer etwas kauft, zahlt dafür einen Geldbetrag. Der Preis baut in der Regel auf die eindeutig zu benennenden Herstellungskosten auf – das Material, die Arbeitszeit, Verpackung und Lieferung. Schwerer zu bepreisen sind Kosten im Sinne volkswirtschaftlicher Kosten oder „externer Effekte“, die entlang einer Produktionskette entstehen.

Die Herstellung von Dingen ist immer mit Konsequenzen verbunden, sei es in ökologischer, sozialer oder ökonomischer Hinsicht. Dabei lassen sich die verschiedenen Branchen nur schwer vergleichen, was Grund zu Kontroversen bietet. Denn eine allgemein anerkannte Methode gibt es nicht. Beim Smartphone zum Beispiel ist es der Stromverbrauch für den Betrieb des Geräts oder die Gewinnung von seltenen Rohstoffen in Entwicklungsländern. Beim Auto sind es u. a. die Luftverschmutzung, die benötigten Flächen für Straßen und Parkplätze bis hin zu Unfallopfern. Auch bei Kleidung wird über die versteckten Kosten insbesondere günstiger Mode gesprochen, weil sie oftmals in Entwicklungs- und Schwellenländern produziert wird, wo Arbeiter:innen niedrige Löhne erhalten und zu wenig auf Umweltschutz geachtet wird.

„Wahre“ Kosten bei der Milch

Und wie ist es bei der Milch? In verschiedenen Studien, u. a. vom Bundesumweltamt, stehen dort Treibhausgase im Vordergrund, wenn es um die wahren Kosten geht. Hierzu gehören beispielsweise die Wege des Futters der Tiere, der Einsatz von Dünger und der Energieverbrauch der Verarbeitung.
Eins ist klar: Die Herstellung von Lebensmitteln ist immer mit Emissionen verbunden. Ihre Reduktion ist auch in der Milchwirtschaft ein zentrales Thema, um die Klima-Herausforderungen zu bewältigen. Die Kühe sollen ein artgerechtes Leben führen. Hebel für weniger Emissionen liegen im Betrieb: Mit zunehmender Energieeffizienz der Betriebe und sinkenden Emissionen hat die Branche hierzulande schon einiges erreicht. Doch die Arbeit geht weiter und es gibt heute verschiedene Programme, die regional und bundesweit mit Unterstützung von Wissenschaftler:innen Lösungen vorantreiben.

Der Expertenrat für Klimafragen legt dem Bundestag regelmäßig einen Prüfbericht zur Berechnung der deutschen Treibhausgasemissionen vor. 2022 lagen die Emissionswerte aller Sektoren bis auf den Verkehrs- und Gebäudebereich unterhalb der Zielvorgaben. Auch der Landwirtschaftssektor hat die gesteckten Ziele übererreicht.

Rund um Milch und Klima – schon gewusst?

In den letzten 30 Jahren ist die gesamte landwirtschaftliche Treibhausgasemission in Deutschland trotz Steigerung der Produktion um über 20 Prozent von ca. 90 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 1990 auf ca. 70 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 2020 gesunken. Im gleichen Zeitraum konnte die Energieeffizienz in der Milchverarbeitung deutlich verbessert werden: Der Energiebedarf pro Tonne angelieferter Milch ist heute um ca. 15-20 Prozent geringer als im Jahr 1990 (ifeu Daten).

Landwirt:innen, die heute den Hof übernehmen, stehen wissenschaftlich fundierte Programme zur Verfügung, um systematisch Daten zu erfassen, zu vergleichen und Ansatzpunkte für Verbesserungen zu entdecken. Jede:r hat dabei individuelle Stellschrauben, von der bedarfsgerechten Fütterung über Tiergesundheit bis zum Energiemanagement.

  • Das Angebot wissenschaftsbasierter, online frei verfügbarer CO2-Rechner wird größer. Sie geben Landwirt:innen die Möglichkeit, ihren Betrieb einzuschätzen und Ansatzpunkte für Verbesserungen zu finden.

  • Daneben setzen viele Höfe und verarbeitende Betriebe an konkreten Stellen der Produktion an, um bspw. vollständig mit erneuerbarer Energie zu wirtschaften. Molkereien und Landwirte setzen gemeinsame Nachhaltigkeitsprogramme um.

  • Leuchtturmprojekte wie die wachsende Zahl von Klimafarmen/Net Zero Farms und Modell-Höfen der regenerativen Landwirtschaft erarbeiten wissenschaftlich fundierte Ansätze für die Praxis.

Ziel ist es, Emissionen und CO2-Senken ins Gleichgewicht zu bringen. Hier gewonnene Erkenntnisse werden mit Partnern und der Branche geteilt und nutzbar gemacht.

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