Junglandwirt Tobias
Tobias verfolgt fortschrittliche Pläne für seinen Milchviehbetrieb. Er hat diesen bereits auf die Premium-Haltungsform 4 umgestellt und arbeitet nun am Einsatz erneuerbarer Energien. Damit begeht er neue Wege in der Landwirtschaft und leistet einen langfristigen Beitrag für den Klimaschutz.
In Nordrhein-Westfalen, kurz vor der niederländischen Grenze, befindet sich der Hof der Familie. Jungbauer Tobias unterstützt seine Eltern mit den rund 120 Milchkühen. Schon früh stand für den Mitte-20-Jährigen fest: Er möchte den Betrieb seiner Familie übernehmen. Tobias liebt seinen Job und arbeitet an Neuerungen, wie er die Zukunft der Milch innovativ gestalten kann. Zuletzt hat er seinen Betrieb auf die Haltungsform 4 umgestellt. Anhand der Einstufung zeigt die Haltungsform den Grad des Tierwohls an, wobei Stufe 4 „Premium” entspricht. Des Weiteren kann sich Tobias vorstellen, in weitere erneuerbare Energien wie eine Gülle-Biogasanlage oder Agri-Photovoltaik zur gleichzeitigen Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Nahrungsmittelproduktion und die Photovoltaik-Stromproduktion zu investieren, um klimaneutrale Milch liefern zu können. Auch eine automatisierte Fütterung ist ein spannendes Zukunftsthema für Tobias.
Wie viele andere wahrscheinlich auch, bin ich mit Spielzeug-Traktoren und -Tieren aufgewachsen. Der einzige Unterschied: Die echten Traktoren und Kühe standen draußen auf unserem Hof. Damit war eigentlich schon der Grundstein gelegt. Nach dem Abitur bin ich der Landwirtschaft treu geblieben, habe erst eine Ausbildung gemacht und später auch Landwirtschaft studiert. Im Studium konnte ich mich auch auf Themen fokussieren, die mir besonders am Herzen liegen. Zum Beispiel Tierernährung, Kommunikation oder auch richtige Betriebsführung. Ich habe natürlich aber auch viele Fragen bekommen: „Wie, du studierst Landwirtschaft?", „Braucht man eine Ausbildung, um Landwirt zu sein?” oder „Wohnst du nicht sowieso auf dem Hof?” Viele unterschätzen den Beruf und wissen nicht, dass er so vielseitig und komplex ist.
Ich würde die Person erst einmal einladen, ein Praktikum bei uns auf dem Hof zu machen – zwei Tage, zwei Wochen, ganz egal. Wir hatten schon Praktikant:innen, bei denen die Einhaltung der Arbeits- und Startzeiten schon ein Problem war. Tatsächlich fängt der Tag inzwischen aber gar nicht mehr ganz so früh an. Wir haben jetzt seit rund einem Jahr einen Melkroboter, der uns den Arbeitsalltag enorm erleichtert. Ich stehe trotzdem meist gegen 5:30 Uhr auf, mache ein bisschen Sport und fahre dann zum Betrieb. Nachdem ich geschaut habe, ob über Nacht Nachwuchs gekommen ist und es diesem auch gut geht, füttere ich zunächst die Kühe mit frischem Futter. Im Anschluss gehe ich durch die Herde und prüfe das Befinden aller Kühe. Kühe, die nachts nicht im Roboter gemolken wurden, werden dann noch von uns zum Melken geholt. Der Arbeitstag an sich variiert und kann auch mal länger dauern. Durchschnittliches Arbeitsende ist meistens zwischen 19 und 21 Uhr.
Nachhaltigkeit ist für uns von großer Bedeutung. Letztlich geht es darum, unseren Kindern und kommenden Generationen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Das schaffen wir aber nur durch den Einklang von Ökologie, Ökonomie und Sozialem: Steigern wir also die Nachhaltigkeit, kommt dies der Umwelt, den Verbraucher*innen und den Produzent*innen zugute. Das sollte bei jeder Produktion immer unser Ziel sein – in der Landwirtschaft allgemein, aber auch in anderen Bereichen wie der Industrie.
Nehmen wir unseren Melkroboter als Beispiel. Dieser hilft uns dabei, das Tierwohl zu steigern. Sobald die Kuh in den Melkroboter geht, versorgt er uns mit einer Menge an Informationen. Wir bekommen Daten über das Fressverhalten, die Bewegungsmuster sowie Angaben über die gewonnene Milch. Dadurch haben wir einen deutlich besseren Überblick über die Tiere und können auch einzeln – zum Beispiel im Fall einer Krankheit – besser auf sie eingehen.
Wir leben in schwierigen Zeiten. Mein Wunsch ist, dass wir als Landwirt:innen – vor allem auch als junge Landwirt:innen – zusammen mit Verbraucher:innen und der Politik Hand in Hand gehen. Dass wir an einem großen runden Tisch sitzen, reden und uns über die Zukunft austauschen. Und was mir besonders wichtig ist: Dass wir dabei positiv bleiben und unser Lächeln nicht verlieren!
Mehr über Tobias und seine Arbeit erfährst du in unserer Podcast-Folge von Let’s talk Milch zum Thema Milchwirtschaft meets Zukunft: Die junge Generation übernimmt.